|
|
|
AUS DER REGION | Ostermundigen |
| | | “23 Jahre sind genug”, sagte sich der Ostermundiger Markus Schaub,
Grossmeister im Mühlespiel, und trat als Präsident an der ordentlichen Hauptversammlung des Mühlespiel Vereins Bern zurück.
| | Hanni
Studer
“Ich bin kein Informatiker und daher mit den heutigen Gegebenheiten
nicht vertraut. Ich bin froh, wenn ich auf dem Computer immer die
richtige Taste erwische.” Markus Schaub wünscht sich trotzdem eine
bessere Nutzung der elektronischen Möglichkeiten, um dem Mühlespiel zu
mehr Attraktivität zu verhelfen und das Weiterbestehen des Vereins zu
sichern. Ideen hätte er schon noch, aber die Umsetzung möchte er den
Jüngeren überlassen. Nach wie vor werde er aber mit Rat dem Verein der
Berner Mühlespieler zur Verfügung stehen. Für seine Verdienste wurde er
denn auch einstimmig zum Ehrenpräsidenten gewählt.
Das Palmarès von Mühlespiel-Grossmeister Markus Schaub ist
beeindruckend. Es gibt weltweit kein Spieler mit einem vergleichbaren
Leistungsausweis. Vor einem Jahr errang er im Mühlespiel seinen
hundertsten 1. Platz in über achtzig Turnieren. Darunter befinden sich
je ein Welt-, Europa- und Schweizermeistertitel, zwei Mal gewann er das
German-Mühle-Open, und etliche Vereinsmeistertitel kommen noch hinzu.
Noch vor dem WM-Titel errang Markus Schaub 1992 Grossmeisterehren.
Mehrmals gehörte er auch zu den geehrten verdienstvollen Sportlern in
Ostermundigen.
Wissen gegendie Medizin getauscht
Begonnen hatte alles im Sommer 1977 auf dem Bärenplatz in Bern. Er
spielte gegen die Lokalmatadorin und verlor haushoch. Er begriff nicht,
was er falsch machte, und bat einen alten Spieler um Rat. Dieser wollte
seine Tricks nicht verraten. Schaub liess nicht locker und nutzte
geschickt ein dringendes Bedürfnis des Alten. Dieser brauchte nämlich
rezeptpflichtige Magentabletten und just diese konnte ihm Schaub als
Belohnung in Aussicht stellen. Der Tausch Wissen gegen Medizin trug
Früchte, studieren und üben der Spielzüge eine halbe Nacht lang
ebenfalls, und am nächsten Tag gewann er gegen seine Gegnerin vom
Vortag. Nun packte ihn das Spiel vollends, seine Spielzüge wurde immer
variantenreicher und ausgeklügelter und er spielte immer erfolgreicher.
1995 nahm er zusammen mit einer Schweizer Delegation erstmals an einer
Weltmeisterschaft in England teil und holte sich gleich den Titel nach
Bern. Schaub kommt ins Schwärmen, wenn er an dieses WM-Turnier
zurückdenkt. “Für die Bewohner des Dörfchens Hutton-le-Hole in der
Grafschaft York war es das Ereignis des Jahres. Die Kinder hatten
schulfrei, die Stadtmusik von York spielte und der Bürgermeister
persönlich eröffnete die Weltmeisterschaft.” Obschon die Schweizer die
besten Mühlespieler stellen, gilt das Mühlespiel in der Wahrnehmung der
öffentlichkeit weniger als beispielsweise Schach. Dies erlebte auch
sein jetziger Nachfolger an der Spitze des Vereins. Alain Flury,
Grossmeister und mehrfacher Europameister, wurde anlässlich der
Sportlerehrung der Stadt Bern vom Moderator mit den Worten “Adieu Herr
Mühlestein” verabschiedet. “Er nahm sich nicht einmal die Mühe, sich
seinen Namen zu merken”, empörte sich Markus Schaub, “das zeigt die
Wertschätzung unserem Sport gegenüber.”
Mein Talent ist einGeschenk Gottes
Nicht zuletzt haben auch Perfektion, Ordnung und Konstanz den heute
54-Jährigen in den Olymp des Mühlespiels gehoben. Bescheiden sagt der
Mühle-Champion: “Ich bin nicht stolz auf meine Titel, aber glücklich.
Ich habe die Titel geschenkt bekommen, indem Gott mir mein Talent
gegeben hat.” Heute spielt er nicht mehr mit dem gleichen Ehrgeiz, er
gibt sein Wissen gerne weiter und konzentriert sich darauf, junge
Spieler auszubilden. Auch für die Leser der Grauholz-Post hat er einige
Tipps auf Lager. Wer sich nicht gleich einen routinierten Spieler als
Gegner aussucht, hat als Anfänger Chancen, wenn er folgende Punkte
beachtet:
• Das Gegenüber beginnen lassen. Wer den letzten Stein setzt, hat einen
leichten Vorteil. Wer beginnt, hat dagegen ein höheres Verlustrisiko.
• Die Steine auf die Mittel-Kreuzpunkte setzen. Von diesen Punkten gibt
es am meisten Zugmöglichkeiten (vier).
• Die Steine nicht in die Ecken stellen (nur zwei Zugmöglichkeiten).
• Sich beim Setzen nicht Zugmöglichkeiten eigener Steine verstellen,
die auf Kreuzpunkten stehen.
• Dafür sind beim Setzen möglichst die Zugmöglichkeiten des Gegners zu
verbauen.
• Beim Setzen keine Mühlen legen. Wer die erste Mühle macht, verliert
in der Regel.l
| | Zurück zum Resultat |
| |
|
|
|
|
|
|
|